Digitale Gleichstellung überschreitet Grenzen, öffnet Horizonte: Bundeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten

03.09.2021 - Bei der 26. Bundeskonferenz der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten trafen sich in diesen Tagen etwa 400 Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland in Foren, Vorträgen oder Workshops, um sich virtuell über „Digitalisierung unter dem Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit“ auszutauschen. Weitere Themen der Konferenz, an der für den Landkreis Germersheim die Gleichstellungsbeauftragte Lisa-Marie Trog teilnahm: die Arbeitssituation in der Pflegebranche, Gewalt gegen Frauen, die Notwendigkeit kostenfreier Verhütungsmittel sowie die Abschaffung der Paragraphen 218 und 219a des Strafgesetzbuches.

„Gleichstellung muss die Wechselwirkungen zwischen Geschlechterverhältnis und Digitalisierung berücksichtigen. Damit kann ein Beitrag zum Abbau struktureller Ungleichheiten, Geschlechtsstereotypen und Diskriminierungen geleistet werden.“, sind sich Lisa Marie Trog und Landrat Dr. Fritz Brechtel einig. Und Handlungsbedarf besteht, wie aktuelle Zahlen zeigen. So liegt der Frauenanteil in der Digital- und Informatikbranche bei lediglich 16 Prozent, im Topmanagement sind Frauen in der Digitalbranche eher eine Seltenheit. Der Gender-Leadership-Gap liegt hier bei 5:1. Und auch bei Tätigkeiten im Homeoffice haben insbesondere Frauen ihre unbezahlte „Sorgearbeit“ wesentlich mehr ausgeweitet, als Männer, die im Homeoffice arbeiten. Ferner liegt der Teilzeitanteil von Frauen in IT-Berufen bei 19, bei Männern hingegen bei 5 Prozent. Der Anteil von Frauen, die in MINT Fächern ein Studium belegen, liegt bei etwa einem Drittel.

Für Landrat Brechtel war es schockierend von Trog zu erfahren, dass etwa 70 Prozent aller Frauen im Internet bereits Bedrohungen und Beleidigungen erlebt haben. Etwa 19 Prozent aller Betroffenen ziehen sich nach erlebter digitaler Gewalt aus dem Diskurs zurück.

In einer „Flensburger Erklärung“ fordern die Gleichstellungsbeauftragten neue Gesetze zum Homeoffice, mobilem Arbeiten und einer Förderung von Frauen in MINT-Berufen. Darüber solidarisieren sich die Konferenz-Teilnehmerinnen mit der Kampagne www.pflegerebellion.de mit der eine deutliche Aufwertung der Pflegeberufe gefordert wird. Wesentlicher Kern der Erklärung ist das hohe Gefährdungspotenzial, dem sich Frauen im digitalen Raum aussetzen. Aus diesem Grund sollten zum Schutz vor geschlechtsbezogener Gewalt im Netz zivilgesellschaftliche Initiativen ausgebaut und nachhaltig gefördert werden. Auch Dr. Fritz Brechtel und Lisa-Marie Trog können für den Landkreis Germersheim die Schlussforderung der Konferenz unterstreichen: „Digitaler Wandel kann nur gelingen, wenn er tatsächlich gleichstellungsorientiert gestaltet wird. Die Arbeits- und Unternehmenskultur darf sich vor diesem Hintergrund nicht nur in der Digitalwirtschaft, sondern auch innerhalb einer Verwaltung verändern: hin zu mehr Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Gleichberechtigung“.