Schülerinnen & Schüler begeistert über Präventionstheater „Trau Dich“

Foto: KVGER/mda

16.11.2022 - Knapp ein Dutzend Aufführungen gab es in diesem Jahr bundesweit. Drei davon in Rheinland-Pfalz und eine am heutigen Donnerstag in der Germersheimer Stadthalle. Auf Initiative des Kreisjugendamtes (Team Jugendbildung, gemeinsam mit dem „Netzwerk Kindeswohl und Kindergesundheit“) machte das Theater-Ensemble „Bauchgefühl“ aus Frankfurt in der Südpfalz Station. Die Schauspielenden beeindruckten in zwei Aufführungen mehr als 500 Kinder mit dem Präventionsstück „Trau Dich“, das Kinderrechte, Gefühle, Grenzen und Vertrauen zum Thema hatte. Mit der Aufführung sollen Kinder und Jugendliche über ihre Rechte informiert, in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und zum Thema sexuelle Gewalt aufgeklärt werden.

Nach den Aufführungen hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, an Info-Ständen im Foyer der Stadthalle die verschiedenen Angebote und deren Ansprechpersonen vor Ort kennenzulernen. Dazu Jugendamtsleiterin Denise Hartmann-Mohr: „Neben den Hilfen, die wir im Jugendamt vorhalten, liegt der Schwerpunkt unserer Arbeit vor allen Dingen in vorbeugenden, präventiven Maßnahmen. Dass es uns nun gelungen ist, das bundesweit erfolgreiche Theaterstück nach Germersheim zu holen, ergänzt sowohl unsere bisherige Präventionsarbeit als auch die Netzwerkarbeit von Jugendhilfe und Schule.“

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Das interaktive Stück stellt verschiedene Grenzverletzungen vor, denen Kinder ausgesetzt sein können. So zum Beispiel die achtjährige Alina, die zunächst begeistert mit dem Verlobten ihrer Schwester Maja herumblödelt – bis zu dem Tag, an dem er mit ihr alleine im Auto sitzt und sich plötzlich merkwürdig verhält, ihre „schöne Haut“ lobt und unvermittelt mit seiner Hand über ihre Schenkel streicht. In jeweils vier Episoden wurden die Kinder mit derartigen Geschichten konfrontiert, die Grenzverletzungen abbilden. Der Theateraufführung vorausgegangen waren Elternabende, eine Schulung für Lehrkräfte und entsprechende Unterrichtseinheiten an allen teilnehmenden Schulen.

„Über die Schulen können wir Kinder, die möglicherweise von Missbrauch betroffen sind, am besten erreichen. Ich freue mich, dass sich zahlreiche Lehrkräfte bereit erklärt haben, das Thema aufzugreifen, sich fortzubilden und darüber im Vorfeld mit Kindern und Eltern zu diskutieren“, freut sich auch Dr. Fritz Brechtel, Landrat für den Kreis Germersheim. Das Publikum rekrutierte sich aus Schulklassen des Goethe Gymnasiums, der Nardinischule, der Geschwister-Scholl-Realschule plus sowie der Richard-von-Weizsäcker Realschule plus (alle Germersheim); außerdem waren auch Kinder des Europa Gymnasiums Wörth und der IGS Kandel in Germersheim vertreten.

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Brechtel und Hartmann-Mohr verwiesen am Rande der Aufführung auf das im Landkreis vorhandene starke Netzwerk, sowie auf die enge Kooperation zwischen Jugendhilfe und den Schulen. Zu diesem Netzwerk gehören unter anderem die teilnehmenden Schulen und deren Schulsozialarbeitende, der Schulpsychologische Dienst, der Kinderschutzdienst der Caritas, das FrauenZentrum Aradia, der Kinderschutzbund Germersheim, die Polizei, verschiedene Fachdienste des Jugendamtes Germersheim, die Familienbüros oder Häuser der Familie im Landkreis, die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises sowie der Mädchen- und Frauennotruf Speyer. Dazu Landrat Brechtel: „Unser Jugendamt kooperiert mit vielen starken Partnern, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass Kinder und Jugendliche sich zu selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten entwickeln können. Die gut funktionierende Kooperation der Netzwerkpartner in unserem Kreis verdanken wir vor allen Dingen dem großen Engagement und den Begegnungen auf Augenhöhe. Nur so kann es gelingen, das gemeinsame Netzwerk auch nachhaltig zu stärken.“

Die Mitarbeitenden des Jugendamtes in Germersheim sind davon überzeugt, dass die teilnehmenden Kinder durch diese Kampagne Stärkung erfahren und die Hilfsangebote kennengelernt haben. Neben der „Nummer gegen Kummer“, die unter 116111 Hilfe und Beratung für Kinder und Jugendliche bietet, können sie sich auch an die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter, an Lehrkräfte oder die jeweiligen Beratungsstellen wenden.

 

Hintergrund „Trau Dich“

Um Kinder und Jugendliche besser vor Übergriffen zu schützen, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Jahr 2012 eine bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs gestartet. In Rheinland-Pfalz sollen Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 über ihre Rechte informiert, in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und zum Thema sexuelle Gewalt aufgeklärt werden. Die Initiative tourte 2018 bis 2020 durch das Bundesland und wird seit der Lizenzübernahme in 2021 durch das Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz weitergeführt.