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„Wir wollen im Alltag enger zusammenarbeiten“
06.12.2022 - Erstes grenzüberschreitendes Treffen der Feuerwehren aus der Südpfalz und dem Nordelsass beim Eurodistrikt PAMINA.
Auf Initiative des EVTZ (Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit) Eurodistrikt PAMINA trafen sich vor Kurzem südpfälzische und nordelsässische Vertreter der Feuerwehren sowie der Leitstellen zu einem Austausch in Lauterbourg. Die vielfältigen Initiativen zur Intensivierung der alltäglichen Zusammenarbeit werden aktuell noch durch ein fehlendes Abkommen zwischen Rheinland-Pfalz und Frankreich ausgebremst.
Das Abkommen über alltägliche Hilfeleistungen der Feuerwehren im Grenzgebiet ist zurzeit in Ausarbeitung und würde nach seiner Unterzeichnung viele rechtliche Unsicherheiten bei grenzüberschreitenden Einsätzen beseitigen. „Wir werden weiterhin alles, was nur möglich ist, unternehmen, um auf eine rasche Unterzeichnung des Abkommens hinzuwirken“, versprach der Geschäftsführer des Eurodistrikts PAMINA, Patrice Harster. Die Feuerwehrleute aus der Verbandsgemeinde Hagenbach und dem Sektor Lauterbourg schilderten nochmals eindrücklich, wie das fehlende Vertragswerk beim Großbrand des Sägewerks in Mothern die Nachbarschaftshilfe verhinderte. Stattdessen rückten trotz längerem Anfahrtsweg Kräfte aus Baden-Württemberg an, da dieses Bundesland bereits ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet hat. Ähnliche Fallbeispiele nannten die Vertreter der Wehren der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern und dem Sektor Wissembourg.
Viel Potenzial zur Zusammenarbeit
Alle Teilnehmer des Treffens waren sich einig, dass sich grundsätzlich viele Potenziale für grenzüberschreitende Synergieeffekte böten, die vielen Einwohnern der Region mehr Sicherheit brächten. Joel Siegrist, Commandant de compagnie aus Haguenau, betonte: „Egal ob beim Einsatz von Drehleitern, im Rettungsdienst oder bei Waldbränden und Einsätzen auf dem Rhein, die Zusammenarbeit hat hier nicht nur symbolische Bedeutung, sondern liegt aus praktischen Gründen auf der Hand.“ Dies wurde dann auch gleich im weiteren Verlauf des Treffens deutlich, als der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises Germersheim, Mike Schönlaub, verkündete, dass in der AG Katastrophenhilfe der Oberrheinkonferenz für alle grenznahen Wehren einen Förderantrag zur Anschaffung von deutsch-französischen Übergangsstücken gestellt wurde. Falls die Förderung durch die Oberrheinkonferenz erfolgt, können bei gemeinsamen Einsätzen mittels der Adapter deutsche und französische Schläuche miteinander verbunden werden. Aktuell sind fast nur selbstgebaute Übergangsstücke im Einsatz und dies auch nicht flächendeckend.
Die Zusammenarbeit strukturiert nach vorne bringen
Die Bedeutung des Treffens wurde durch die Anwesenheit von Vertretern der Feuerwehrzentrale in Strasbourg (SIS67) und der Leitstelle in Landau unterstrichen. Somit konnten auch übergeordnete Fragestellungen angesprochen werden, z.B. jene nach zweisprachigen Verbindungsoffizieren oder dem Austausch von Geo-Daten zur Erstellung von grenzüberschreitendem Kartenmaterial für spezifische Einsatzszenarien.
Um dem Treffen mehr Nachhaltigkeit zur verleihen, soll in einem nächsten Schritt eine kleine deutsch-französischen Lenkungsgruppe gebildet werden, welche Projektideen sowie Zielvorgaben definiert und regelmäßig die Fortschritte evaluiert. Der EVTZ Eurodistrikt PAMINA wird als grenzüberschreitende, politische Instanz eingebunden. Die Zusammenarbeit soll so mehr Struktur erhalten und auf ein festes Fundament gestellt werden.
Die Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße sind in vielen Bereichen an einer engen Zusammenarbeit mit den französischen Partnern interessiert. „Die deutsch-französische Freundschaft ist nicht nur ein Lippenbekenntnis. Bereits in anderen Bereichen, beispielsweise im Gesundheitswesen, arbeiten wir grenzüberschreitend zusammen. Wir müssen bürokratische und technische Hürden schnell überwinden und unkomplizierte Strukturen schaffen, um im Bedarfsfall auch im Katastrophenschutz einander unterstützen und für die Menschen da sein zu können“, unterstreichen die Landräte Dr. Fritz Brechtel (GER) und Dietmar Seefeldt (SÜW), beide Vorstandsmitglieder im Eurodistrikt PAMINA, die Ansätze, die von französischer Seite und den Brand- und Katastrophenschutzinspekteuren Schönlaub und Thiele verfolgt werden. „Die grenznahen Einsatzstellen im Norden des Départements Bas-Rhin kennen seit mehreren Jahrzehnten eine grenzüberschreitende Dynamik. Wir müssen ihre lokalen Initiativen unterstützen und den regelmäßigen Austausch fördern. Indem wir unsere deutschen Kollegen in unsere Übungen und Schulungen einbeziehen, bereiten wir unsere Grenzfeuerwehren auf gemeinsame Einsätze vor“, erläutert der Leiter des SIS 67, Contrôleur Général René Cellier.
Eine gemeinsame Präsentation der südpfälzischen und nordelsässischen Feuerwehren wird beim Tag der offenen Tür des Eurodistrikts PAMINA am 22. Januar 2023 stattfinden. An diesem Tag feiern Deutschland und Frankreich auch das 60. Jubiläum des Elysée-Vertrages. Wenn bis dahin das Abkommen über alltägliche Hilfeleistungen der Feuerwehren zwischen Rheinland-Pfalz und Frankreich unterzeichnet wäre, gäbe es gleich doppelten Grund zu feiern.