Auf Tour durch den Bienwald

Am Fuß der „Dicken Eiche“: (v.l.) Projektleiter Uwe Meißner, Landrat Dr. Fritz Brechtel, Umweltministerin Katrin Eder sowie Vertretende des Forstes. Foto: KV GER/sey

Binnendünen, dicke Eichen und Bisons: Auf Tour durch den Bienwald - Landrat Dr. Fritz Brechtel zeigte Umweltministerin Katrin Eder die Besonderheiten der Bienwaldregion

Auf Einladung von Landrat Dr. Fritz Brechtel bei der Abschlussveranstaltung des Naturschutzgroßprojektes Bienwald besuchte Umweltministerin Katrin Eder den Bienwald, um sich vor Ort zu informieren.

Bei strahlendem Sonnenschein zeigten Landrat Dr. Fritz Brechtel und Projektleiter Uwe Meißner den Gästen aus dem Umweltministerium, Ministerin Katrin Eder und Referatsleiter Torsten Kram, einige der markanten Besonderheiten im Bienwald.

„Klimaschutz und Artenschutz bedingen einander. Hierbei spielen Wälder wie der Bienwald eine besondere Rolle. Der Bienwald umfasst nicht nur eines der größten und hochwertigsten Feuchtwaldgebiete Südwestdeutschlands. Er beherbergt auch einen immensen Schatz an Artenreichtum. Er verbindet zudem die Biotope in den Rheinauen mit dem Pfälzerwald und ist damit beispielsweise für wandernde Arten, wie die Wildkatze, bedeutsam. Von Sanddünen über moorige Gebiete bis hin zu Bachauen und Streuobstwiesen gehören zum Bienwald vielfältigste Lebensräume. Daher müssen wir diesen einzigartigen Wald erhalten“, erklärte Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder.

Bei den Bisons: (v.l.) Torsten Kram (Umweltministerium), Uwe Meißner (Kreisverwaltung Germersheim), Landrat Dr, Fritz Brechtel (GER), Umweltministerin Katrin Eder, Ulrich Teichmann (Beigeordneter des Landkreises Südliche Weinstraße). Foto: KV GER/sey

Erster Halt bei der Tour durch den Niederungswald war an einer Lichtwaldfläche, die im Rahmen des Naturschutzgroßprojekts (NGP) Bienwald geschaffen wurde. Dort stellten Vertretende des Forstes und des Naturschutzgroßprojektes die Besonderheiten dieser Maßnahme als Teil der insgesamt 95 Hektar großen Lichtwaldfläche auf ausgewählten mageren und trockenen Flugsandböden und Walddünen vor. Diese dient dem Artenschutz und fördern die Artenvielfalt für wärmeliebende Arten, wie beispielsweise Wildbienen oder Wildwespen. Gut erkennbar waren etliche Wildbienennester, die in der morgendlichen Sonnenwärme rege angeflogen wurden. Bei dieser Gelegenheit brachten die Projektbeteiligten auch ihre gute Zusammenarbeit zum Ausdruck.

Weiter ging es auf sonnendurchfluteten Wegen und im nassen Bienwald vorbei an schimmernden überschwemmten Erlenbruchbeständen zum beeindruckenden Naturdenkmal „Dicke Eiche“, deren Umfang weit über fünf Meter beträgt und die immer noch weiterwächst.

Friedliches Grasen und große, braune, zottlige Buckel… Die Weiten des Wilden Westens? Nein, die Weiten der Bienwaldregion mit Bisons in halboffener Weidenutzung waren der letzte Halt der Besichtigungstour. Auch die halboffene Weidenutzung ist eine der weiteren bedeutenden Maßnahmen des NGP Bienwald. 30 der imposanten Tiere stehen bei Schweighofen auf der Weide von Landwirt Thomas Kiefer sowie weitere sieben auf einer Weidefläche bei Kapsweyer, die Ulrich Teichmann, Beigeordneter des Landkreises Südliche Weinstraße, der Delegation um Umweltministerin Eder zeigte. „Wir von der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße freuen uns, dass unser gemeinsames Naturschutzgroßprojekt Bienwald in so vielfältiger Weise umgesetzt wurde und auch nach Ende der Förderperiode das Erreichte erfolgreich weitergeführt wird. Es ist schön zu sehen, dass die Bisons, die in unseren Gefilden äußerst selten sind, hier gehalten werden. Das ist eine tolle Bereicherung für die Landschaft.“

„Wir sind stolz auf unsere Bienwaldregion. Mit ihrer europaweit einmaligen Natur und ihrem Vorkommen seltener und bedrohter Tier- und Pflanzenarten ist sie einzigartig. Ihre Besonderheiten und ihre Schönheit beeindrucken mich jedes Mal, wenn ich es sehe, und ich bin davon überzeugt, dass auch Umweltministerin Eder von ihrem Besuch gute Eindrücke mit nach Mainz nimmt“, so Dr. Fritz Brechtel, Landrat des Landkreises Germersheim.

 

Foto: KV GER/sey

Informationen zum Naturschutzgroßprojekt Bienwald

Die Natur der Bienwaldregion beinhaltet nicht nur ein reichhaltiges, bundesweit bedeutsames Mosaik verschiedener Biotoptypen – von trockenen Flugsand-Dünen bis zu den letzten Bachauenwäldern Süddeutschlands –, sondern auch zahlreiche Vorkommen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Um die Besonderheiten dieser europaweit einzigartigen eiszeitlichen Schwemmfächer-Landschaft zu fördern, zu entwickeln und nachhaltig zu sichern, wurde 2004 das Naturschutzgroßprojekt (NGP) Bienwald gestartet.

In Abstimmung mit Landesforsten als Waldeigentümerin wurde ein Bündel an Maßnahmen geschnürt, um in beispielhafter Weise die ökologischen Funktionen des Waldes weiter aufzuwerten. Wichtige Meilensteine waren die gemeinsame Ausweisung von über 10.000 Alt- und Biotopbäumen, die nach dem Methusalemgedanken bis zu ihrem Verfall im Wald verbleiben, die Anpflanzung und Pflege von über 80.000 Eichen und die Entwicklung von lichten Trockenwäldern auf Dünenstandorten zur Förderung dieser besonderen Waldlebensräume und ihrer seltenen wärmeliebenden Arten. Als besondere Maßnahme war zuvor eine Waldfläche mit einer Größe von 1.680 Hektar aus der Bewirtschaftung herausgelöst worden, um sie als Naturwaldfläche in ihrer künftigen Entwicklung eigenen Regeln zu überlassen.

Um Hauptziele, wie die Erhöhung des extensiv genutzten Grünlandanteils, die Anlage von Gewässerrandstreifen, die Optimierung des Fließgewässersystems und die Einrichtung einer halboffenen Weidehaltung durchführen zu können, war die Flächenverfügbarkeit eine wichtige Voraussetzung. Von den Landkreisen wurden 125 Hektar erworben, die naturschutz- und lageoptimiert wieder zur Bewirtschaftung an die Landwirtschaft zurückgegeben werden konnten.

2022 wurden durch die Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße im Rahmen des Folgemanagements die halboffene Weidehaltung in Schweighofen mit Bisons etabliert sowie die Infopfade im Bienwald und am Viehstrich fertig gestellt und eröffnet.

Insgesamt haben Bund, Land und die beiden Landkreise als Projektträger seit Beginn der Umsetzungsphase im Jahr 2009 bis Ende der Förderphase Ende Juni 2021 rund elf Millionen Euro in das Vorhaben im Förderprogramm „chance.natur - Bundesförderung Naturschutz“ investiert.

Seit Ende der Förderphase kümmern sich die beiden Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße im Rahmen des Folgemanagements um die Fortsetzung und den Erhalt der Maßnahmen.