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Herausforderndes Verhalten bei Kita-Kindern
17.04.2023 - Konzepte und Strategie für Erzieherinnen und Erzieher - Pädagogischer Thementag für die kommunalen Kindertagesstätten im Landkreis GER
Ein Kind ist unruhig, aggressiv oder zerstört Dinge, ein anderes Kind zieht sich zurück, ist still und unnahbar. Das erleben Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten regelmäßig. Solche Verhaltensweisen fordern sie im Alltag heraus, insbesondere wenn ein Kind sie häufig oder in starker Ausprägung zeigt „Meist steckt viel mehr dahinter, als auf den ersten Blick deutlich wird. Nur kann sich eine Fachkraft natürlich nicht ständig um ein einzelnes Kind drehen. Aber es gibt Strategien, wie in Kita-Alltag mit sogenannten `schwierigen Kindern´ umgegangen werden kann. Im besten Fall führen sie zu einem guten Umgang miteinander und gegebenenfalls zur Lösung des eigentlichen Problems“, berichtet die Koordinationsfachkraft „Kindertagesstätten“, Stefanie Müller im Nachgang zum pädagogischen Thementag für kommunale Kindertagesstätten im Landkreis Germersheim. mit „Ressourcenorientierte Begegnung mit herausforderndem Verhalten“
Seit letztem Jahr bietet das Jugendamt des Landkreises Germersheim für die kommunalen Kindertagesstätten pädagogische Thementage an. Diese richten sich in erster Linie an die Leitungen der Kitas, die das erworbene Wissen wiederum als Multiplikatoren an ihre jeweiligen Teams weitergeben können.
Theoretischer Input, Konzepte zur Begegnung mit herausfordernden Verhaltensweisen, vor allem aber auch die mitgebrachten Beispiel aus der täglichen Praxis gaben den 55 Teilnehmende der Fortbildung Konzepte und Strategien an die Hand. Eine pädagogische Fachkraft formulierte zusammenfassend: „ So habe ich das noch gar nicht gesehen, da steckt ja viel mehr dahinter. Die Checkliste und den Ablaufplan zur systematischen Begegnung mit herausforderndem Verhalten nehme ich direkt mit in mein Team –wirklich gut und praktikabel.“
Eine praktische Anregung des Referenten, Prof. Dr. Fröhlich-Gildhoff, war, die als herausfordernd erlebten kindlichen Verhaltensweisen mit Hilfe einer einfachen Checkliste über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen zu erfassen und sich anschließend im Team darüber auszutauschen und anhand von unterschiedlichen Modellen der Verhaltensentstehung (Bio-Psycho-Soziales-Modell und dem Modell der seelischen Grundbedürfnisse) Hypothesen zu bilden. Daraus wird eine konkrete Handlungsplanung mit präzisen Schritten und Verantwortlichkeiten erarbeitet. Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang sind: Wann habe ich das Verhalten als herausfordernd wahrgenommen? Was habe ich beobachtet? Wer war beteiligt und was war vor der Situation? Was ist derzeit zu Hause los?
„Die Veranstaltung lebte von einer anschaulichen und sehr praxisnahen Darstellung von der Begegnung mit herausforderndem Verhalten, möglichen Erklärungsversuchen, einem grundsätzlichen Ablaufplan, welcher gut in die Praxis transportiert und in den Kindertagesstätten als Handwerkszeug genutzt werden kann“, resümierten auch die beiden kommunalen Fachberaterinnen, Kerstin Raithel und Michaela Eisele. Untermauert von Beispielen aus der langjährigen Arbeitspraxis von Prof. Dr. Fröhlich-Gildhoff wurden Anliegen und Fragen der pädagogischen Fachkräfte sofort aufgegriffen und bearbeitet. „Im Sinne des inklusiven Gedankens ist es unabdingbar, sich mit herausfordernden kindlichen Verhaltensweisen zu beschäftigen, sie genauer zu verstehen und den Kindern gegenüber eine offene und vorurteilsfreie Haltung einzunehmen“, betonten der Erste Kreisbeigeordnete, Christoph Buttweiler und die Leiterin des Jugendamtes, Denise Hartmann-Mohr.
Der nächste pädagogische Thementag ist im Jugendamt bereits in Planung und findet am 20. Juni 2023 in Kooperation mit der AOK zum Thema „Ernährung“ statt.
Der Referent
Referent war Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff. Er war bis 2020 an der Evangelischen Hochschule in Freiburg als Professor für Klinische Psychologie und Entwicklungspsychologie tätig und trieb maßgeblich die Akademisierung und Professionalisierung der Kindheitspädagogik voran. Außerdem forschte er u.a. zu den Themen Resilienz, Gesundheitsförderung von Kindern und Familien sowie zur professionellen Begegnung mit herausforderndem Verhalten. 2004 gründete er das Zentrum für Kinder -und Jugendforschung (ZfKJ) unter dem Dachverband des Forschungs- und Innovationsverbundes FIVE e.V. an der Hochschule.