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Kita-Kiste Klischeefrei
Rosa oder blau? Von wegen! - „Kita-Kiste Klischeefrei“ für eine gendersensible Pädagogik in Kindertagesstätten
Rosa oder blau, Auto oder Puppe? „Egal mit welchem Geschlecht geboren, spielen diese Normen für Kinder von Anfang an keine Rolle. Die Gesellschaft und die Industrie teilt ihre Lebenswelt ein in `für Jungs´ und `für Mädchen´“, so die Gleichstellungsbeauftragten der Landkreise Germersheim, Lisa-Marie Trog, und Südliche Weinstraße, Isabelle Stähle, sowie der Stadt Landau, Evi Julier. „Es wird immer wieder suggeriert, dass Mädchen und Jungen grundlegend unterschiedliche Interessen hätten. Das ist schlichtweg falsch. Normen der Geschlechtszugehörigkeit und Regeln der Geschlechtsunterscheidung sind nicht nur angeboren! Sie werden auch erlernt!“
Damit Kinder nicht unter Umständen ganz unbewusst in vorgefertigte Schablonen gepresst werden, haben die drei Gleichstellungbeauftragten sogenannte „Kita-Kisten klischeefrei“ zusammengestellt, die gefüllt sind mit Spielen und Kinderbüchern zur Unterstützung einer gendersensible Pädagogik. Sie haben sich auf die Suche nach Büchern gemacht, in denen es keine klischeehaften Darstellungen gibt, Mädchen Feuerwehrfrauen sind, Jungs Puppen wiegen und Spielzeug, Kleidung und Farben für alle da sind. „Solche Bücher sind so wichtig. Wir wissen doch, welche Auswirkungen es haben kann, wenn Berufe immer wieder geschlechtsbezogen dargestellt werden, wenn Frauen und Männer tradierte Rollen zugeschrieben werden und bestimmte Attribute nur für Jungs oder nur für Mädchen gelten. Diese Dinge sind durch Studien belegt, die Ergebnisse müssen aber auch Auswirkungen auf unser Alltagshandeln haben“, sagen Trog, Stähle und Julier.
Kindertagesstätten können sich die „Kita-Kiste Klischeefrei“ kostenlos für jeweils vier bis sechs Wochen ausleihen. Neben zahlreichen Kinderbüchern und Spielen, gibt es darin auch Fachliteratur für die Fachkräfte in den Einrichtungen, Poster sowie ein Malwettbewerb für Kinder. Die Kiste bietet einen Einstieg in die gendersensible Pädagogik. Kita-Fachkräfte sollen anregt und dabei unterstützt werden, geschlechtergerecht zu arbeiten und die damit verbundenen Themen kindgerecht anzusprechen.
Die Gleichstellungbeauftragten bedauern, „dass Menschsein oft bedeutet, von anderen bewusst oder unbewusst in Kategorien eingeteilt zu werden.“ Doch meist seien diese Einteilungen nicht natürlich, sondern von der Industrie geschaffen. Wurde die Farbe Rosa in der Vergangenheit als „Jungsfarbe“ betitelt, da dieser „zarte Rotton“ für Männlichkeit und Kampf stand, wurde Blau als „Mädchenfarbe“ beschrieben, die diese „hübscher“ aussehen lassen sollte. Heute finden wir vor allem bei Spielsachen und Kleidung von Kindern, rosa und blau wieder. Blau sind „Jungssachen“ und Rosa steht für „Mädchenkram“. „Dieses Gendermarketing nimmt mit den Jahren deutlich zu. Normen für weibliche und männliche Rollenbilder werden enger, der soziale Druck, diesen zu genügen steigt. Ein Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist. Aber was macht das eigentlich mit unserer Gesellschaft und vor allem mit den Kleinsten?“, fragen sich Isa Stähle, Evi Julier und Lisa-Mare Trog.
Die Auswirkungen dieser Vermarktung auf Kinder, empfinden die Gleichstellungsbeauftragten als tragisch: „Es geht um so viel mehr: Produkte, die für Männer sein sollen, sind im Vergleich zum selben Produkt für Frauen günstiger, berufliche Chancen, Gleichberechtigung, Diskriminierung und Chancengleichheit. Wir müssen uns dafür stark machen, dass alle die gleichen Chancen erhalten. Mit dem Projekt `Kita-Kiste Klischeefrei´ wollen wir versuchen, die Sichtweisen zu verändern.“