Landrat

Landrat Martin Brandl

Martin Brandl wurde am 9. Juni 2024 zum Landrat des Landkreises Germersheim gewählt. Er erhielt 50,04 Prozent der Stimmen und setzte sich damit bereits im ersten Wahlgang gegen seine Mitbewerber durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,9 Prozent. Von den 99.428 Wahlberechtigten gaben 63.508 ihre Stimme ab, was zu 61.060 gültigen Stimmen führte. Brandl gewann die Wahl mit einem knappen Vorsprung bereits im ersten Durchlauf, da er der einzige war, der die 50-Prozent-Marke um die entscheidenden Stimmen überschritt. Brandl hat sein Amt als Nachfolger von Dr. Fritz Brechtel am 1. Dezember 2024 angetreten.

Bei der Vereidigung von Martin Brandl, im Rahmen einer Kreistagssitzung vom 29. November 2024, hielt der neu vereidigte und ernannte Landrat die folgende Antrittsrede:

"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Ehrengäste, liebe Landkreisfamilie,

am 9. Juni dieses Jahres haben mich 50,03 Prozent der Wählerinnen und Wähler im ersten Wahlgang zum Landrat gewählt. Über dieses außerordentliche Vertrauen in einem Wahlgang mit fünf Mitbewerbern bin ich sehr dankbar. Es ist aber auch ein wichtiger Auftrag damit verbunden: Den Landkreis stark nach außen zu vertreten und ihn nach innen zukunftsfest zu entwickeln. Dabei spielt die Modernisierung der Verwaltung eine zentrale Rolle, wobei die Bürgerinnen und Bürger – also unsere Kunden als Kreisverwaltung - im Mittelpunkt stehen müssen. 

Schon zu Beginn meiner Kandidatur habe ich klar gemacht, dass der Landkreis einen neuen Aufbruch braucht. Ich habe gesagt, dass es ein „Weiter so“ nicht mehr geben wird. Manche haben versucht das als Spitze gegen Fritz Brechtel zu interpretieren. Dass es aber so nicht gemeint war, lieber Fritz, haben wir beide in den vergangenen Monaten eindrucksvoll gezeigt. 

Es braucht nicht deshalb Veränderungen, weil es nicht gut gewesen wäre was du in mehr als 23 Jahren für den Landkreis geleistet hast. Nein, ganz im Gegenteil! Du hast die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit getroffen und den Landkreis vorbildlich auch durch schwierige Zeiten geführt. Dein Coup, die Stadtbahn durch den Landkreis zu führen und dein Engagement für mehr ÖPNV, die groß angelegte Sanierung aller kreiseigenen Schulen, das Naturschutzgroßprojekt Bienwald, die Stärkung des Hochwasser- und Katastrophenschutzes und die nachhaltige Entwicklung der Abfallwirtschaft im Landkreis sind nur wenige Meilensteine Deines langen erfolgreichen Wirkens im Landkreis. Die große Landkreisfamilie, wir alle sagen Dir heute noch einmal von Herzen: DANKE für deine Lebensleistung! 

Aber spätestens seit Corona, der damit einhergehenden rasanten Digitalisierung und auch dem russischen Angriffskrieg hat sich die Welt deutlich verändert. Es braucht nun neue Lösungen für neue Probleme. 

Lieber Fritz, du hättest noch einige Ideen gehabt, um diese Probleme anzugehen. Stattdessen hast du entschieden, dass die Wahl zusammen mit den Kommunalwahlen stattfinden soll, so dass dein Nachfolger mit einem neuen Kreistag fünf Jahre lang mit klaren Mehrheiten wirken kann. Dafür haben dir viele Menschen im Landkreis großen Respekt gezollt. 

Und nach der Wahl hast du mich bei meinen Überlegungen unterstützt und mir Zuspruch gegeben, gewisse Entscheidungen zu treffen. Ihr müsst euch das vorstellen wie in einem Langstrecken-Staffellauf. Fritz hat seine 23 Runden schon gedreht, kommt auf die Zielgerade und anstatt nachzulassen gibt er noch einmal Vollgas. Er setzt zum Endspurt an, bereitet mich auf die Übernahme des Staffelstabes vor und übergibt mit anfeuernden Worten das Staffelholz, so dass ich ohne Startschwierigkeiten den Staffellauf fortsetzen kann. 

Lieber Fritz, das alles ist keine Selbstverständlichkeit und viele von uns haben bei Amtsübergaben schon genau das Gegenteil erlebt. Deshalb will ich Dir auch an dieser Stelle noch einmal persönlich Danke sagen für Deine Ermutigung, einzusteigen, für dein Vertrauen in mich und im Besonderen für Dein Lebenswerk für unseren Landkreis Germersheim! 

Neben der kommunalen Familie, in der ich hier in Rülzheim politisch ausgebildet wurde, will ich vor allem meinen drei Fraktionschefs Julia Klöckner, Christian Baldauf und vor allem Gordon Schnieder danken. Ich habe in meinen 15 Jahren als Abgeordneter in Mainz viel lernen dürfen. Lieber Gordon, insbesondere für die letzten 2 Jahre in denen ich an Dir schätzen gelernt habe was Zuverlässigkeit, Vertrauen und vor allem klare Haltung gepaart mit konsequenter Führung bedeutet, will ich mich ganz herzlich bedanken. Das wird auch meinen Führungsstil als Landrat prägen. 

Ich will mich aber auch vor allem bei meiner Familie bedanken. Hier habe ich gerade auch in den letzten - nicht einfachen Jahren - unbedingte Unterstützung und viel Vertrauen erfahren. Ohne Euch als Rückhalt, Ratgeber und Rückzugsort könnte ich eine solche Aufgabe nicht bewältigen - und könnte diese große Verantwortung nicht tragen. Und genau deshalb ist es mir wichtig, dass alle wissen, dass ich Lebenspartner, Papa von drei wunderbaren Kindern, Sohn, Bruder und Familienmensch bin und ich einige richtig gute alte Freunde habe, auf die ich mich immer verlassen kann. Und deshalb sage ich in vollem Bewusstsein und trotz aller Verpflichtungen und der Verantwortung, die ich ab übermorgen trage - die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden will ich auch in Zukunft leben! 

Jetzt kommen wir aber zum politischen Teil meiner Rede und ich will gerade weil die Zeiten so schwierig sind, einfach mal mit einem Witz beginnen und uns Politiker mal selbst auf die Schippe nehmen: 

Angela Merkel stirbt und kommt in den Himmel. Petrus begrüßt sie und stellt sie vor die Wahl - Himmel oder Hölle? Angela sagt, das will ich mir mal in Ruhe anschauen. Also fahren sie zuerst in die Hölle. Dort sind schon die Freunde versammelt, spielen Golf, feiern und trinken Champagner. Dann fahren sie in den Himmel. Dort ist alles ziemlich flauschig, es gibt Manna und stündlich wird Hosianna gesungen. Petrus stellt Merkel nun vor die Wahl und fragt wofür sie sich entschieden hat. Sie sagt: na für die Hölle, da war wenigstens was los! Alla hopp sagt Petrus, fährt mit ihr in die Hölle und kaum dort angekommen ist das Bild völlig verwandelt. Es sind nur noch die „Parteifreunde“ versammelt, überall stinkt und brodelt es, aus dem Golfplatz ist ein Sumpf geworden und statt Champagner gibt es nur Kamillentee. Was soll das denn? fragt die Bundeskanzlerin. Tja, Frau Merkel, das eine war vor der Wahl, das andere nach der Wahl! 

Manchen geht das im Hinblick auf mich vielleicht ähnlich. Ja, vor der Wahl hatte ich noch Haare. Aber auch wenn ich einen klaren Schnitt bezüglich meiner Frisur gemacht habe, will ich Ihnen versichern, dass ich mit Ausnahme der Haare nach der Wahl genau das umsetzen will, was ich vor der Wahl angekündigt habe. 

Ich will die Gesundheitsversorgung in unserem Landkreis verbessern indem wir den Ärztemangel bekämpfen und ein Stipendiensystem für junge Ärzte aus der Südpfalz aufbauen. Hierzu laufen schon Gespräche mit den SüdpfalzDocs und mit unseren südpfälzischen Nachbarkommunen. 

Ich will das Sicherheitsgefühl unserer Bevölkerung stärken, indem ich den kommunalen Vollzugsdienst ausbaue und gemeinsam mit den Kommunen stärke. Gerade an HotSpots und auf Festen sollen in Zukunft mehr Uniformierte für ein mehr an Sicherheit sorgen. Hierfür wird es im kommenden Haushalt einen weiteren Stellenaufbau geben. 

Wir haben mit Daimler einen der größten Arbeitgeber unseres Landes im Landkreis. Mit dem neuen E-Actros und dem Wasserstoff-LKW ist das Werk Wörth weiter an der Spitze der technologischen Entwicklung. Unser größtes Risiko für die ganze Region besteht aber darin, dass die Transformation der Automobil- und LKW-Industrie fehlschlägt. Die Einschläge kommen leider immer näher - und auch wenn Daimler die richtigen Produkte anbietet, braucht es auch die richtige Infrastruktur und die Rahmenbedingungen, damit diese Produkte von den Kunden auch gekauft werden können. Und damit spreche ich einfach nur offen aus, was letzten Freitag im Werk Wörth hinter vorgehaltener Hand zu hören war. Die aktuellen Rahmenbedingungen für die potentiellen Kunden sind ein Grund zur Sorge! Deshalb sehe ich meine zukünftige Rolle auch als Interessensvertreter unserer Unternehmen und der Arbeitsplätze in unserem Landkreis. Gerne auch mit Klartext und klarer Kante. Eine starke Industrie ist Garant für unseren Wohlstand! Dafür will ich mich stark machen, auch über unseren Landkreis hinaus. Genau wegen dieser Risiken ist es aber auch mein Ziel die Wirtschaftsstruktur unseres Landkreises zusammen mit den Kommunen zu diversifizieren. 

Eine ganz zentrale Herausforderung wird aber die Verwaltungsmodernisierung im Landkreis sein. Ich habe in den letzten Monaten schon ein neues Organigramm erarbeitet, was ich nächste Woche den Mitarbeitern und anschließend auch dem Kreistag vorstellen werde. Ich werde eine neue Führungskultur in der Kreisverwaltung etablieren und den Service am Kunden in den Mittelpunkt unserer Arbeit rücken. Dazu werde ich einen großen Change-Prozess implementieren und in die Verwaltung investieren. Dabei geht es um moderne Arbeitsplätze und Prozesse, um viel mehr Digitalisierung und natürlich auch um die Wertschätzung und Weiterbildung meiner hervorragenden Mitarbeiter. 

Ich will auch an dem Thema weiterarbeiten, was ich vor über fünf Jahren als Parlamentarischer Geschäftsführer in den Verhandlungen mit der Landesregierung verantwortlich mitverhandelt habe: Statt identitätsarmen Großkommunen wollen wir durch eine umfangreiche interkommunale Zusammenarbeit die Kommunen stärken und Effizienzpotentiale heben. Dazu freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit unseren direkten Nachbarn, lieber Dietmar, lieber Klemens, lieber Dominik. Ihr seid unsere natürlichen Partner für solche Vorhaben.

Sehr geehrte Damen und Herren,

bei kaum einem anderen Thema besteht so viel öffentlicher Diskurs, so viel Handlungsbedarf wie beim Thema Abschiebungen. Die Funktionsfähigkeit unseres Staates wird auch an diesem Thema gemessen - und genau deshalb lade ich unsere Nachbarlandkreise und Kommunen ein: Lasst uns zusammen einen Verbund bilden, um Rückführungen und Abschiebungen schneller und erfolgreicher durchzuführen. Von kommunaler Seite sollten wir alles tun, um die uns gegebenen Möglichkeiten auch auszuschöpfen. Wir sollten die wenigen Mitarbeiter und die verstreuten Kompetenzen bündeln und zu einem handlungsfähigen Verbund zusammenschließen, um unserer Bevölkerung zu demonstrieren, dass unser Staat funktioniert und unser Land jederzeit handlungsfähig ist. Die Handlungsfähigkeit des Staates gerade bei einem solchen Thema zu demonstrieren ist für mich auch ein probates Mittel im Kampf gegen immer stärker werdenden Populismus und Extremismus. In meinem Büro hängt nicht ohne Grund ein Bild des Hambacher Schlosses. Die Werte unseres Grundgesetzes und unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung werde ich mit Leidenschaft gegen jede Form von Extremismus verteidigen. 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Schweitzer, lieber Alex: Du hast bei deinem Amtsantritt davon gesprochen, dass sich bei der Diskussion zwischen den Kommunen und dem Land fast schon Rituale des gegenseitigen Missverständnisses eingespielt hätten. Ich greife das gerne auf. Es geht jetzt darum diese Rituale zu brechen. 

Daher will ich heute nicht in den Fokus rücken, dass die Kommunen finanziell völlig unzureichend ausgestattet sind und uns insbesondere die Sozialkosten davongaloppieren, sondern ich will sagen, was wir leisten können: Es geht um antizyklische Investitionen in die Verwaltung, um schlanker, digitaler und vor allem effizienter zu werden. Wir wollen Geld einsparen, indem wir Prozesse vereinfachen, Standards senken, indem wir die Verwaltung zu einem attraktiven Arbeitgeber machen, indem wir neue Arbeitsmodelle und New Work anwenden und auch die Liegenschaften auf den heutigen Stand bringen. Das alles kostet viel Geld. Aber ich bin mir sicher: Es ist ein Investment was sich rentieren wird - und genau dafür brauche ich auch Unterstützung. 

Ich werbe für eine neue Definition von Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung. Dazu bringe ich auch meine Expertise als Betriebswirt mit. Ich will die Frage stellen warum es sieben bis acht Jahre dauern muss, das neue Gymnasium in Rheinzabern zu bauen. In 8 Jahren haben sich die Baukosten möglicherweise verdoppelt - trotz der neuen Möglichkeit in Modulbauweise und mit Generalunternehmer zu bauen. Warum soll es nicht möglich sein das Gymnasium in Rheinzabern in drei bis vier Jahren zu bauen? Das geht nicht? Klar. Mit den heutigen Regeln und Prozessen geht das nicht. Aber warum können wir zusammen - Kommunen, Aufsicht und Landesregierung - nicht einfach mal probieren diese Regeln zu verändern und auf Wirtschaftlichkeit zu trimmen? Warum nicht einmal antiquierte Prozesse und Rituale über Bord werfen und mit gegenseitigem Vertrauen, statt überbordenden Prüfungen und Kontrollen solche Planungs- und Genehmigungsprozesse auf Jahre anzulegen, statt auf Monate? Meine Bitte an meine Verwaltung und die Landesregierung heute ist: Lasst uns mutiger sein! Dann können wir eine solche Schule und viele andere Projekte auch viel schneller und wirtschaftlicher bauen, als wir uns das heute vorstellen können. Damit würden wir unter Beweis stellen, dass wir zu weitreichenden Reformen willens und in der Lage sind. 

Liebe Ehrengäste, liebe Landkreisfamilie, wie ihr seht bringe ich noch viel Idealismus mit und habe frische Ideen. Lasst uns das zusammen angehen. Ich freue mich auf die kommenden 8 Jahre, die vielen Herausforderungen, aber vor allem auf die gute Zusammenarbeit mit euch!"


Curriculum Vitae - Martin Brandl (Stand 1. Dezember 2024)

Martin Brandl, geboren am 27. April 1981 in Kandel, ist ein deutscher Politiker der CDU mit einer vielseitigen Karriere in Politik und Wirtschaft. Seit 1. Dezember 2024 ist er Landrat für den Landkreis Germersheim.

Ausbildung und beruflicher Werdegang

- 2000: Abitur am Goethe-Gymnasium Germersheim
- 2000-2001: Wehrdienst beim Luftwaffenausbildungsregiment III in Germersheim
- 2001-2004: Duales Studium der Betriebswirtschaft an der Berufsakademie Karlsruhe
- 2004: Abschluss als Diplom-Betriebswirt (BA)
- Nach dem Studium: Tätigkeit bei SEW-Eurodrive im Bereich Strategisches Marketing

Politische Laufbahn

- 1996: Eintritt in die Junge Union
- 2000: Mitglied der CDU
- 2001-2005: Vorsitzender des JU-Kreisverbandes Germersheim
- Seit 2004: Mitglied des Verbandsgemeinderates Rülzheim und des Kreistages Germersheim
- 2007: Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes Rülzheim
- 2009-2024: Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags
- 2015-2024: Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion
- 2016-2024: Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion
- 9. Juni 2024: Wahl zum Landrat des Landkreises Germersheim
- 1. Dezember 2024: Amtsantritt als Landrat

Weitere Ämter und Funktionen

- Seit 2018: Hauptvorsitzender des Pfälzerwald-Vereins
- Mitglied im Verwaltungsrat der Sparkasse Südpfalz

Martin Brandl hat sich von der kommunalen Ebene bis in den Landtag hochgearbeitet und schließlich das Amt des Landrats erreicht. Seine Erfahrung in Wirtschaft und Politik sowie sein Engagement in verschiedenen Gremien zeichnen ihn als vielseitigen Politiker aus.